Schweizerische Gesellschaft für Strahlenbiologie und Medizinische Physik
Société Suisse de Radiobiologie et de Physique Médicale
Società Svizzera di Radiobiologia e di Fisica Medica
Swiss Society of Radiobiology and Medical Physics

Bulletin 1/2002 (April 2002)
Bulletin 1/02

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Varian-Preis

Tierspital

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Radiotherapiezentrum am Tierspital der Universität Zürich

Im Jahr 2000 wurde unser Linear-Beschleuniger Dynaray LA 20 (ABB, Varian Baden) in Betrieb genommen. Seitdem entwickelte sich unser Zentrum rasch und die täglichen Bestrahlungen sind längst zur Routine geworden. Unsere Patienten sind Hunde und Katzen, bei denen spontane Tumorerkrankungen diagnostiziert wurden. Die Krebserkrankungen kommen bei Hunden etwa doppelt so häufig wie bei Menschen vor; bei Katzen ist die Krebsrate etwas niedriger als beim Menschen. Unser erstes Ziel ist es, diese kranken Tiere zu therapieren, ob mit kurativer oder palliativer Absicht. Des weiteren versuchen wir, unsere Möglichkeiten für die Forschung zu nutzen. Aus diesem Grund werden mehrere Forschungsprojekte durchgeführt, z.B. die Hypoxie-Messung mit dem Eppendorf-Gerät oder die VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) Bestimmung in Tumorgewebe und Blutplasma. Diese Projekte sollen der Entwicklung der Strahlentherapie sowohl in der Human- als auch in der Veterinär-Medizin dienen.

Die häufigsten Tumorerkrankungen, die beim Hund mittels Strahlentherapie behandelt werden, sind Osteosarkome, Mastzelltumoren, Fibrosarkome und Karzinome, vor allem der Nasenhöhle und Maulhöhle. Bei bestimmten Rassen kann eine Rasseprädisposition vorkommen; hierzu zählen unter anderem der Retriever und der Boxer (Hirn-Tumoren). Grosse Hunderassen neigen dazu, Osteosarkome zu entwickeln. Bei Katzen sind es vorwiegend Fibrosarkome und Plattenepithelkarzinome (besonders die weissen Katzen, die der Sonnenstrahlung ausgesetzt werden, sind gefährdet), die uns vorgestellt werden.

Es stehen uns eine Photonenergie von 6 MV und 5 Elektronenenergien, die zwischen 5 und 16 MeV liegen, zur Verfügung. Für die Konstruktion eines Photonen-Bestrahlungsplans benützen wir das CadPlan 6.0.8. Therapieplanungsprogramm. Die Elektronen werden von Hand berechnet. Die Therapie selbst unterscheidet sich von der Humantherapie nur in wenigen Punkten. Der grösste Unterschied zur Humantherapie ist, dass wir unsere Patienten nur in Narkose positionieren und bestrahlen können. Für die Immobilisation benützen wir eine Plexiboxe mit einem Vakuumkissen und Moulagenplatten; für die Bestrahlung im Kopfbereich des weiteren ein Beissblock. Die Position wird nicht, wie in der Humantherapie üblich, mit Hilfe von Hautmarkierungen (zu viel Haut bei Tieren z.B. Shar Pei) sondern auf Grund der beim CT platzierten Bleimarken bestimmt. Eine von diesen Bleimarken ist immer auf der Boxe und eine auf einem anatomischen Merkmal des Tieres (Augenwinkel, mittlere Linie des Nasenspiegels) befestigt. Die Koordinaten des Isozentrums werden auf Grund der Koordinaten der Bleimarken berechnet. Die Position der Boxe auf dem Tisch ist fest markiert.

Da die Tiere bei jeder Bestrahlung in Narkose gelegt werden, müssen wir einen Kompromiss bei der Anzahl der Fraktionen eingehen. Daher benützen wir nicht die in der Humantherapie übliche Dosis von 2 Gy pro Fraktion. Die kurativen Patienten mit Karzinomen oder mit Hirntumoren werden mit 3 Gy bestrahlt. Die Anzahl der Fraktionen variiert, je nach Lokalisation, Grösse und Histologie, zwischen 12 und 16. Sarkome und die meisten anderen Tumoren werden mit 3.5 Gy, und 12-15 Fraktionen bestrahlt. Pro Woche werden je nach Protokoll 3-5 Fraktionen appliziert. Bei Katzen mit der histologischen Diagnose eines Plattenepithelkarzinom und kleinen Volumina benutzen wir ein aggressiveres Protokoll von 4.8 Gy, 2 mal täglich im Abstand von 6 Stunden mit 10 bis 14 Fraktionen insgesamt. Bei der palliativen Bestrahlung des Hundes benutzen wir verschiedene Protokolle: 3 mal 8 Gy (Tag 0-7-21), 4 (5) x 6 Gy (Mo, Mi, Fr). Die Katzen werden palliativ mit 4 x 8 Gy (Tag 0-7-21-28) bestrahlt. Katzen scheinen generell höhere Dosen zu tolerieren.

Da die Vorbereitung und Positionierung bei uns etwas länger dauert als in der Human-Medizin, können wir ca. 15 Patienten pro Tag bestrahlen. Im Jahr 2001 haben wir 192 Patienten, davon 137 Hunde, bestrahlt. Die Patienten kommen zu uns nicht nur aus der Schweiz, sondern auch aus ganz Europa, besonders auch aus Deutschland.

Dipl.-Phys. Andrea Sumova, Tierspital Zürich


Über das beschämende Ende der Zentrums berichtet der Tagesanzeiger am
13.09.2006 Tierisches aus Weders Schattenreich
07.05.2007 Uni: Mobbing als Standortnachteil

Inzwischen hat das Team das Animal Oncology and Imaging Centre in Hünenberg/ZG aufgebaut.

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